UX-Design: 5 Gründe warum Nutzer deine Website wieder verlassen
Bist du schon einmal auf einer Website gelandet, die du sofort wieder verlassen hast? Ich muss gestehen, dass mir dies relativ häufig passiert, besonders auf mobilen Geräten. Dank Analyse-Tools wie Google Analytics hat der Webmaster* eine genaue Übersicht, wie lange Besucher auf der Website bleiben und wie sie sich verhalten, bevor sie wieder verschwinden. Aber warum verlassen manche Menschen die Seite schneller als andere? In diesem Artikel gehen wir der Sache auf den Grund und du erfährst, wie du diese Schwachstellen lösen kannst.
Innerhalb weniger Millisekunden entscheiden die Besucher deiner Website, ob sie an der richtigen Adresse sind oder weitersuchen müssen
Mit diesen Tipps reichst du deinen Usern nicht nur die Hand, du schenkst ihnen wertvolle Zeit
#1 : Du hast kein responsive Webdesign
Dein Internetauftritt passt sich nicht dem entsprechendem Endgerät an, sieht dadurch zum Beispiel auf dem Smartphone furchtbar aus? Dann wird es allerhöchste Zeit, dass du diesen Schritt machst, denn mittlerweile wird über die Hälfte des gesamten Website-Traffics im Internet mobil generiert.
Google geht mit seinem "Mobile First"-Ansatz sogar so weit, dass es nicht optimierte Websites aus den Suchergebnissen schmeißt. Viele Webdesigner gehen diesen Weg ebenfalls und designen eine Website zuerst für den mobilen Nutzer, bevor sie sich an eine Desktop-Umsetzung wagen.
Eine schlechte Optimierung deiner Seite bringt deine Besucher sehr schnell dazu, sich mit Alternativen zu beschäftigen und verlassen deine Website sofort wieder - die sogenannte "Bounce Rate" (deutsch: Absprungrate) steigt. Dies ist für den Google-Algorithmus ein negatives Signal, was eine niedrigere Position in den Suchergebnissen nach sich ziehen kann.
Ob dein Onlineauftritt sich den Endgeräten perfekt anpasst, lässt sich leicht herausfinden. Besuche die Website mit deinem Smartphone und / oder Tablet und schau, wie sie aussieht. Musst du den Content mit deinen Fingern größer ziehen, um etwas lesen zu können? Dann sieht es schlecht aus und du solltest einen Mobile-friendly Test machen. Dieser kann direkt kostenlos bei Google durchgeführt werden.
#2: Der Inhalt hält sein Versprechen nicht
Stell dir vor, du suchst bei Google nach einem Webdesigner in Oldenburg (den hast du ja jetzt gefunden - Glückwunsch! ✌🏻) und klickst den ersten Sucheintrag in der Ergebnisliste an. Du landest auf der Seite eines Klempners in Hamburg. Zugegeben, dieses Beispiel ist ein wenig an den Haaren herbeigezogen und sollte so nicht passieren.
Aber die Kernaussage bleibt: Du bist verwirrt, weil du etwas völlig anderes erwartet hast - das Paradebeispiel für schlechte User Experience (UX) (Auch interessant: Schlechte Nutzererfahrung (UX): 5 reale Geschichten aus meinem Leben). Wir Menschen nutzen Google, um ein Problem zu lösen oder ein Bedürfnis zu stillen. Finden wir keine Antworten auf unsere Fragen, sind wir enttäuscht. Werden wir vom Betreiber der Website hereingelegt, sind wir verärgert.
Versprichst du dem Suchenden im Seitentitel und in der Meta Description einen Ferrari und lieferst aber nur einen Fiat, dann lässt dies nicht nur dein Unternehmen in einem schlechten Licht dastehen, sondern auch dein Ranking in den Suchmaschinen wird langfristig darunter leiden. Stelle also sicher, dass der Seitentitel den Inhalt auch tatsächlich widerspiegelt. Der Content auf deinen Seiten sollte in regelmäßigen Abständen kontrolliert und ggf. aktualisiert werden.
#3: Schlechtes Webdesign
Kannst du dich noch an die Early 2000er-Jahre erinnern? Wir erkundeten so langsam das Internet und seine Möglichkeiten. Ich entdeckte HTML und CSS für mich und baute kleine Seiten, um mich an das Thema heranzuwagen.
Bunt sollte es sein! Und mit richtig coolen Typefaces die kein Mensch leben kann. Ach, Flash und Schlagschatten gab es ja auch schon. Heutzutage schäme ich mich für meine damaligen Werke. Jedenfalls ein bisschen. Wenn du damals noch nicht im Internet unterwegs warst, kein Problem. Seiten wie lingscars.com bieten einen kleinen Flashback. Was aber macht ein schlechtes Webdesign / eine schlechte User Experience eigentlich aus? Hier ein paar Beispiele mit einer passenden Lösung:
Kleiner und dadurch nur schwer lesbarer Text
Texte sollten eine Mindestgröße von 16 Pixeln haben damit sie von allen gut gelesen werden können. Um die Lesbarkeit weiter zu verbessern kannst du die sogenannte "Line Height" (Zeilenhöhe) auf 1.5em oder 1.6em erhöhen. Dadurch vergrößert sich der Abstand zwischen zwei Zeilen.
Dies ist besonders bei längeren Abschnitten sinnvoll um dem Nutzer einen Text schmackhaft zu machen.
Autoplay-Videos mit Sound
Dieses Thema habe ich bereits in einem Beitrag thematisiert und ich finde es immer noch ätzend genug, um es hier erneut zu erwähnen. Die Autoplay-Funktion spielt nach dem Laden der Seite automatisch ein Video ab, unglücklicherweise auch oft mit Ton. Besonders nervig, weil man dies nicht erwartet und die Lautsprecher noch auf maximale Lautstärke hat. Wenn es Autoplay sein muss, dann bitte ohne Ton!
Überlange Formulare ohne Fortschrittsbalken
Manche Unternehmen fordern quasi einen Lebenslauf in ihren Formularen. Damit soll sichergestellt werden, dass dem Nutzer von der richtigen Abteilung kontaktiert werden kann. Um den Prozess aufzulockern, setzen viele auf Multi-Step-Formulare, also Formulare die aus mehreren Schritten bestehen.
Blöd nur, wenn der Nutzer keine Ahnung hat wie viele Schritte noch auf ihn warten. Sage deinem User wie viel Zeit das Formular in Anspruch nehmen wird und wo er sich gerade im Prozess befindet. In den Screenshots siehst du, dass der Besucher sofort erfährt, dass das Ausfüllen des Formulars ihn ungefähr drei Minuten kosten wird. Im Verlauf gibt es zudem einen Fortschrittsbalken.
#4: Deine Website hat keine Persönlichkeit
Wenn dir jemand auf der Straße etwas andrehen will, dann läuten bei dir hoffentlich alle Alarmglocken. Irgendwas stimmt hier nicht. Ähnlich verhält es sich auf manchen Seiten im Internet.
Beispiel aus meinem Leben: Ich suchte vor ein paar Jahren nach einem Objektiv für meine Kamera. Die marktüblichen Preise schwankten zwischen 1200 - 1600 Euro, je nach Zustand der Linse. Ich fand durch die Google-Suche einen Händler, der das Teil für nur 970 Euro verkaufte. Innerlich triumphierte ich bereits über dieses Schnäppchen, aber irgendwas in mir war sofort misstrauisch. Der Zustand der Ware wurde als "NEU" angepriesen, es gab über 100 positive Bewertungen, die alle keinen realen Eindruck machten. Unten links erschien ein Button, welcher mich darauf hinwies, dass Hildegard aus Bielefeld den gleichen Artikel vor 15 Minuten kaufte.
Ich schaute mir die Seite genauer an und fand verdächtig viele Rechtschreibfehler und sehr ungewöhnliche Formulierungen einfachster Sätze. Die erwähnten Testimonials kamen mir ziemlich bekannt vor: Es waren die kostenlos erhältlichen Portraits von Unsplash, einer Stockfoto-Seite. Ich googelte den "Händler" und wurde schnell fündig: Andere Käufer warnten vor diesem Verkäufer.
Dies ist nur ein selbst erlebtes Beispiel und trotzdem konnte ich eine Menge daraus lernen. Gebe deiner eigenen Website Persönlichkeit. Zeig dich und dein Team, ganz egal ob du eine Ein-Mann/Frau-Armee oder ein großer Milliardenkonzern bist. Erfährt der Besucher etwas über dich und deine Werte baut er schneller Vertrauen auf.
Und ganz ehrlich: Hör mit den Stockfotos auf. Niemand, wirklich niemand sitzt lächelnd vor dem Computer und telefoniert. Es wirkt unnatürlich und du hast absolut keine Kontrolle darüber, wer dieses gleiche Bild für sein Business verwendet. Engagiere einen guten Fotografen und liefere Persönlichkeit.
#5: Lange Ladezeiten deiner Website
Besonders in ländlichen Gegenden Deutschlands sind die Menschen nicht immer mit einer Highspeed-Internetverbindung gesegnet. Trotzdem sind lange Ladezeiten lästig und sorgen häufig für den Abbruch eines Besuches. Seit Mai 2021 haben die sogenannten Core Web Vitals einen Einfluss auf das Google-Ranking. Um die Ladezeit deiner Internetseite möglichst gering zu halten, gibt es mehrere Optionen:
Clean Code
Besonders Website-Templates sind für viele Unternehmen eine kostengünstige Alternative zu einer Zusammenarbeit mit einem Webdesigner. Leider sind Templates oftmals mit allen möglichen Funktionen vollgestopft. Die meisten werden nicht benötigt, lassen sich aber in der Regel nicht einfach deaktivieren. Dies lässt den Quellcode nahezu explodieren, was eine erhöhte Ladezeit nach sich zieht. Eine saubere Programmierung deiner Seite verhindert dies und verwendet ausschließlich Code, welcher auch wirklich sinnvoll ist.
Vermeide unnötige Plug-ins
WordPress-Nutzer werden das Problem kennen: Für jede Erweiterung installiert man schnell ein Plug-in. Diese bringen weiteren Code ins Spiel und machen die Seiten dadurch langsamer. Oftmals brauchen die Admins auch nur einen Bruchteil des gesamten Umfangs. Die bessere Alternative: Lasse durch einen Webentwickler die gewünschte Erweiterung programmieren und auf deine Bedürfnisse anpassen.
Schneller Server
Der beste Jockey bringt nichts, wenn er auf einem alten Gaul reitet. Dies lässt sich genau so auf die Website und einem langsamen Server adaptieren. Du hast viel Geld und Mühe in die Optimierung deiner Seite investiert, sparst aber beim Serverhosting. Hoster locken Kundschaft mit günstigen Preisen, die viel Speicherplatz bieten. Dabei teilen sich viele Kunden einen Server, was sich auf die Performance auswirkt. Ein vServer oder Dedicated Server kann hier Abhilfe schaffen.
Bei Ersterem teilst du dir zwar auch den Server mit anderen Kunden, jedoch hat jeder Kunde ein festgelegtes Leistungspaket, welches nur ihm zur Verfügung steht. Beim Dedicated Server teilst du den Server mit niemanden und hast so die bestmögliche Performance, aber den größten Betrag auf der Rechnung. Meine Empfehlung: Investiere in ein vernünftiges Hosting, um deinen Besuchern die bestmögliche Performance anzubieten.
Content Delivery Network (CDN)
Administratoren, die ihre Ladezeit weiter senken möchten, sollten einen Blick auf das Content Delivery Network richten. In diesem Verfahren werden Teile deiner Website auf leistungsstarken Servern weltweit gespeichert.
Deine Seite wird nun nicht von einer Quelle (deinem Hoster) geladen, sondern gleichzeitig von mehreren Servern, je nachdem welcher Server in der Nähe vom Webseitenbesucher ist. Der größte Vorteil ist eine konstant schnelle Ladezeit, unabhängig vom Standort des Nutzers. Unternehmen wie Webflow verwenden in ihren Hosting-Paketen automatisch Zugang zum Content Delivery Network. → Link zum Beitrag
Optimiere deine Bilddateien
Nicht wenige Betreiber einer Website laden ihre Bilder in voller Auflösung auf den Server und binden diese dann auf die Seite ein. Dies ist ein fataler Fehler, der enorme Ressourcen in Anspruch nimmt, denn Bilder können schnell mehrere Megabyte groß sein. Optimiere die Bilder daher an die benötigte Größe und verwende Tools wie das beliebte tinypng um die Dateigröße zu reduzieren.
Dabei wird das Bild so gut optimiert, dass kein Qualitätsverlust stattfindet. Mache dich außerdem mit alternativen Dateiformaten vertraut. Als derzeitiger Standard gilt das JPEG-Format, welches du im Internet am häufigsten antreffen wirst. Das vergleichsweise neue WebP-Format wurde 2010 von Google ins Leben gerufen und bietet im Vergleich zu JPEG jede Menge Vorteile: Eine bessere Kompression, Transparenz (hierfür verwendet man in der Regel das PNG-Format) und selbst Animationen sind möglich.
Mittlerweile werden auch alle modernen Internetbrowser wie Google Chrome, Firefox und Safari unterstützt. Die Geschwindigkeit deiner Website kannst du übrigens ganz einfach mit den kostenlosen Tools PageSpeed Insights und GTmetrix überprüfen.
Fazit
Dank des Internets ist es einfach geworden, an gewünschte Informationen oder Produkte zu gelangen. Deswegen solltest du deinen Nutzern eine gute Nutzererfahrung bieten, damit diese in Zukunft ihren Weg zu dir zurückfinden und dich weiterempfehlen.
In diesem Artikel hast du gelernt, dass die Wege zu einer besseren User Experience (Artikel: User Experience - was ist das eigentlich?) nicht so lang sind. Suche dir die Low Hanging Fruits und setze diese in kürzester Zeit um - deine Website-Besucher werden es dir danken. Für komplexere Themen solltest du eine professionelle Zusammenarbeit mit einem Webdesigner oder UX-Designer in Betracht ziehen.
* Um den Lesefluss nicht zu beeinträchtigen wird zwar nur die männliche Form genannt, stets aber die weibliche Form gleichermaßen mitgemeint. Menschen jeglichen Geschlechts sind mir als Leser*innen herzlich willkommen 🌈❤️
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