Webdesigner & Finanzen: So wirtschaftest du profitabel

Das Thema Finanzen ist für viele Kreativschaffende oftmals kein Großes. Dabei lässt uns ein gesundes Finanzmanagement nachts besser schlafen lassen und nimmt uns Druck aus unserer täglichen Arbeit als Designer. Die vergangenen drei Jahre waren durch wirtschaftliche Krisen geprägt, welche uns als Selbstständige ebenfalls trifft. In diesem Artikel möchte ich daher einen Leserbrief und meine besten Tipps für profitables Arbeiten mit dir teilen.

Veröffentlicht am
27
.
October
2022
Aktualisiert am
.
Lesedauer
26 Minuten
Kategorie
Business
Darum gehts
  • Pandemie und Krise gehen auch an uns Freelancern nicht spurlos vorbei - Aufträge brechen weg und finanzielle Sorgen machen sich breit
  • Erfahrungen, wie ich selbst kürzlich über 1000 Euro im Jahr sparen konnte
  • Tipps zu Versicherungen, Rücklagen und verschiedenen Preismodellen für Freelancer aus der Kreativbranche

Post von Norman

Vor wenigen Tagen erhielt ich eine E-Mail von Norman* (den Namen habe ich geändert), einem treuen Leser dieses Blogs, welcher mich über einen anderen Artikel bei Google gefunden hat. Nach meinem letzten Artikel Fünf Jahre Selbstständigkeit - meine wichtigsten Learnings schrieb er mir folgende Nachricht:

"Hi Steve,

mein Name ist Norman und ich komme aus Halle in Sachsen. Ich bin seit über zwei Jahren als selbstständiger Webdesigner unterwegs und betreue zu diesem Zeitpunkt drei verschiedene Kunden. Bevor ich den Schritt in die Selbstständigkeit gegangen bin, habe ich mehrere Jahre in einer Werbeagentur gearbeitet. In dieser habe ich auch meine Ausbildung durchlaufen.

Seit Tag 1 ist es quasi ein täglicher Überlebenskampf, denn ich habe meinen Job zum Februar 2020 gekündigt. Nur wenige Wochen später gab es den großen Lockdown in Deutschland und nahezu all meine Aufträge wurden über Nacht gecancelt. Ich musste schnell von meinem Ersparten leben und konnte erst im folgenden Sommer durch neue Kundenaufträge ein wenig Puffer aufbauen, ehe es im Herbst abermals schlechter wurde.

Anfang des Jahres rollte meine Selbstständigkeit endlich an, denn ich merkte, dass viele Unternehmen wieder bereit waren, in professionelle Dienstleistungen zu investieren. Dann traf ein Angriffskrieg Europa und mit diesem stieg auch die Inflation in unserem Land. Die Menschen sind zögerlich und halten ihr Geld lieber zusammen. Das macht es für mich schwer, an neue Aufträge zu kommen. Auch die Zugriffszahlen auf meiner Website haben sich in den vergangenen Monaten verschlechtert.

Mittlerweile stehe ich vor der Entscheidung, ob ich weiterhin als Freelance Webdesigner arbeiten soll oder ob zurück in die Festanstellung gehe. Ein sicheres Gehalt würde mich derzeit besser schlafen lassen und ich könnte mir auf diesem Weg langfristig ein finanzielles Polster aufbauen. Ich würde die Selbstständigkeit gern erneut wagen, aber so wie es zurzeit wirtschaftlich läuft, sehe ich da schwarz.

Daher meine Frage(n): Wie siehst du die aktuelle Situation und wie bekommst du deine Finanzen auf die Kette? (....)"

Meine eigene Ausgangssituation

Ich kann die derzeit angespannte Lage durchaus nachvollziehen. Höchstwahrscheinlich sind wir Dienstleister alle davon betroffen. Auch ich mache mir in den letzten Wochen immer wieder Gedanken um meine finanzielle Situation, um für den schlimmsten Fall vorbereitet zu sein. Ich bin damals mit rund 2000 Euro auf dem Konto in die 100-prozentige Selbstständigkeit gewechselt.

Ich hatte keinen Businessplan oder so was. Dafür jedoch Fixkosten in Höhe von 2600 Euro im Monat. Würde ich diesen Weg jemandem empfehlen? Auf gar keinen Fall! Jedenfalls nicht, wenn diese Person nachts gut schlafen möchte.

Und genau dies ist das perfekte Stichwort. Was bringt uns ein gutes Finanzmanagement? Wie können wir als Designer davon profitieren? Persönlich bin ich der Meinung, dass wir deutlich bessere Arbeit abliefern können, wenn wir dieses System einmal verstanden und verinnerlicht haben.

Als Freelancer sind wir stark von der Wirtschaft abhängig. Läuft diese auf Hochtouren, wird gerne investiert und der Euro sitzt ein wenig lockerer. In den knapp letzten drei Jahren jedoch bewegen wir uns von einer Krise in die nächste. Und besonders bei jüngeren Selbstständigen, die noch keine große Erfahrung gesammelt haben, macht sich Ungewissheit breit, wie sie zukünftig ihren Lebensunterhalt bestreiten sollen.

Ich habe mit dem Ausbruch der Covid-19-Pandemie meine eigenen Ausgaben drastisch reduziert und konnte mir auf diesem Weg ein wenig Geld ansparen. So ein finanzielles Polster empfehle ich dringend, um auch einmal Phasen ohne Kundenaufträge problemlos überbrücken zu können. Später dazu mehr.

Trotz aktueller Energiekrise habe ich drei fixe Kundenprojekte, welche ich das gesamte Jahr über betreue. Solche Retainer bringen regelmäßig planbares Geld in die Kasse.

Lesetipp: Fünf Jahre Selbstständigkeit - meine wichtigsten Learnings

Die Kraft der Visualisierung

Geld hat in unserer Gesellschaft einen riesengroßen Stellenwert. In Deutschland spricht man nicht über Geld, man zeigt es lieber auf anderem Wege. Hier ein neues Auto, dort das neue iPhone. Solche Statussymbole zeigen anderen Menschen, dass diese Person über bestimmte finanzielle Assets verfügt. Visuell kannst du dir das wie eine Art Pyramide vorstellen. Je weiter oben das Objekt der Begierde, desto teuerer und exklusiver ist es. Diese Darstellung ist für jeden individuell und gleichzeitig an unsere eigene Ausgangssituation gekoppelt.

Für einen Auszubildenden ist ein 1500 Euro teures Smartphone schwer zu finanzieren, währenddessen eine gut verdienende Fachkraft eher an ein Fahrzeug oder Eigenheim denkt. Die Pyramide wird stets nach unseren finanziellen Mitteln angepasst, in der jedoch auch Träume ihren Platz haben. Erstaunlicherweise kenne ich viele Menschen, die von einem Tesla träumen, leider aber nicht über das entsprechende Geld für einen Polo verfügen.

Ich finde solche Träumereien wichtig, denn sie steigern unsere Kreativität und spornen uns an. Zu Beginn meiner eigenen Selbstständigkeit habe ich mir ein Board mit meinen Wünschen und Zielen aufgestellt. Zu dieser Zeit wollte ich unbedingt mit dem MacBook durch die Welt reisen und von verschiedenen Orten aus arbeiten. Einmal im Jahr schaue ich auf dieses Board und passe es nach meinen Wünschen an. 2022 hatte es nur noch wenig Ähnlichkeit mit dem von 2017. Wir verändern uns, haben neue Träume, lassen uns von Freunden und Familien beeinflussen und entwickeln uns schlichtweg weiter.

Auch wenn so ein Moodboard nur wenig mit finanziellem Basiswissen zu tun hat, solltest du dir visuell klar machen, wofür du jeden Morgen aufstehst. Dein Leben besteht aus mehr als Monatsmiete und Creative Cloud Abo. Mache dir bewusst, was du in den kommenden Jahren erreichen möchtest und fange dabei auch gerne an zu träumen.

Die Visualisierung hat mich ungemein motiviert, meinen Träumen hinterher zu jagen und nicht auf der Stelle zu stehen. Auch ich habe immer wieder Phasen, in denen bei mir gar nichts geht - komischerweise ist der Monat Mai eine Seuche für mich. Ein Blick aufs Board hilft mir, den Fokus auf die wichtigen Dinge zu legen. Diesem Tipp habe ich von einem alten Vorgesetzten erhalten und ich kann ihn uneingeschränkt weiterempfehlen. Die Zusammenstellung kostet nichts, ist schnell erledigt und du wirst dir klar, was du grundsätzlich erreichen möchtest.

Monatliche Fixkosten errechnen

Der erste Schritt in die volle Kontrolle deiner Finanzen sollte die Berechnung deiner monatlichen Ausgaben sein. Hierfür benötigst du eine Auflistung deiner Fixkosten der vergangenen zwölf Monate. Manche Posten werden nur einmalig im Jahr abgerechnet, zum Beispiel Versicherungen. Grundsätzlich sinnvoll ist zudem, den allgemeinen Wert deiner Ausgaben zu kennen.

Beispiel: Hast du seit Oktober 2021 insgesamt 41.205 Euro ausgegeben, kommst auf eine monatliche Summe von 3.433,75 Euro.

Teile deine Ausgaben in zwei Tabellen: Geschäftliche und und private Transaktionen. Diese Trennung macht es deutlich einfacher, den Rotstift an bestimmten Sachen anzusetzen und langfristig Geld zu sparen. Folgende Dispositionen könntest du als selbstständiger Webdesigner in deinen Tabellen haben:

Geschäftsausgaben

  • Büromiete oder Co-Working-Space
  • Internet
  • Handyvertrag
  • Adobe Creative Cloud
  • Figma
  • Analyse-Tool
  • SEO-Tool
  • Geschäftskonto
  • Berufshaftpflichtversicherung
  • Hosting & Domain
  • Cloudspeicher (Google Drive, Dropbox, etc.)
  • Autoleasing
  • Hardware (MacBook, Kamera, Monitore, Bürostuhl)
  • Weiterbildung

Privatausgaben

  • Versicherungen (KfZ, Krankenversicherung, Haftpflicht, usw.)
  • Miete bzw. Abtrag des Eigenheims
  • Lebensmittel
  • Handyvertrag / Internet
  • Nebenkosten (Strom, Gas)
  • Kleidung
  • Auto (Versicherung, Steuern, Benzin, Wartung) oder ÖPNV
  • Reisen & Urlaub
  • Investments
  • Hobbies (Freunde, Sportverein, Freizeitaktivitäten)
  • Kosmetik- und Reinigungsartikel
  • GEZ
  • Kinderbetreuung
  • Kontoführungsgebühren
  • Arztbesuche (Zahnarzt, Chiropraktiker)
  • Abonnements (Netflix, DAZN, etc.)
  • Fitnessstudio

Solche Listen verwalte ich unkompliziert mit dem Tool Notion, welches verschiedene Darstellungen bietet. Selbstverständlich kannst du auch auf Lösungen wie Excel oder Numbers zurückgreifen.

Füge als Letztes eine weitere Spalte hinzu und benenne diese "Luxusausgabe". Jetzt markierst du alle Posten, auf die du im Ernstfall problemlos verzichten könntest. Du wirst schnell merken, dass wir einen erheblichen Teil unseres Einkommens für Luxusgüter ausgeben. Ich war überrascht, dass ich über 100 Euro im Monat für Subscriptions wie YouTube Premium, Apple Music und Co zahle. Dabei fielen mir auch Ausgaben ins Auge, welche ich unregelmäßig oder gar nicht mehr nutzte.

Berechne die durchschnittlichen Kosten deiner Luxusgüter und schau, welche Abos und Dienste du essenziell brauchst und regelmäßig verwendest. Deine Fixkosten errechnest du, indem du monatlich wiederkehrende Aufwendungen addierst oder aber einen Durchschnitt deiner Gesamtausgaben nimmst.

Lesetipps für angehende digitale Nomaden: Als Webdesigner remote arbeiten: Die größten Vor- und NachteileDie beliebtesten Hotspots auf der Welt.

Hohes Einsparpotenzial dank Alternativen

Du hast deine monatlichen Ausgaben errechnet und bist bereit, diese nun senken? Dann habe ich eine gute Nachricht für dich: Das ist in den allermeisten einfacher, als du denkst! So konnte ich durch Kündigung und Optimierung von Diensten allein 150 Euro im Monat (!) sparen. Folgende Maßnahmen habe ich dafür getroffen:

Umstellung auf jährliche Zahlung

Manche Dienste sind für uns Webdesigner einfach unverzichtbar. Darunter zähle ich Tools wie Figma, Webflow und zum Teil die Creative Cloud. Die meisten Entwickler bieten ihren Kunden eine jährliche Einmalzahlung als auch monatliche Zahlungen an. Ich hatte ewig letztere Option in Benutzung. Für gewöhnlich erhältst du einen Rabatt von 20-30 %, wenn du dich für eine Einmalzahlung entscheidest und dich ein Jahr lang bindest.

Dies habe ich gespart:

  • Figma & FigJam: 65€
  • Fathom Analytics: 36€
  • Webflow Freelance Workspace: 100€
  • Webflow Hosting: 216€
  • Patreon: 23€
  • SEO-Tool: 129€

Allein durch diese simplen Umstellungen beträgt mein Ersparnis 559 Euro im Jahr.

Kostengünstigere Alternativen suchen

Häufig gibt es für Tools kostengünstigere oder gar kostenlose Alternativen. Als Adobe die Creative Cloud samt Abomodell einführte, war der Aufschrei in der Community groß. Monatliche Kosten statt Einmalzahlung für ein Produkt wie Adobe Photoshop. Nicht lange mussten Kreative auf eine passende Alternative zum Festpreis warten: der britische Softwarehersteller Serif machte sich das negativ behaftete Abomodell zu nutzen und brachte ihre Lösung Affinity Photo 2015 auf den Markt.

Bei einem Umstieg lassen sich fast 300 Euro innerhalb eines Jahres sparen. Gleichermaßen verhält es sich mit anderen Tools. Mein bisher geliebtes Time-Tracking-Tool Timely habe ich gegen toggl getauscht. Ersparnis hier: 18 Dollar im Monat (circa 220 Euro im Jahr). Dabei reicht mir der kostenfreie Plan von toggl vollkommen aus, um Kundenprojekte zu tracken und exportieren. Ebenfalls kostenlos erhältlich ist das Tool Clockify.

Weitere Einsparungen konnte ich durch folgende Maßnahmen machen:

  • Adobe Creative Cloud Kündigungsangebot angenommen (360€ / Jahr)
  • Wechsel von Dropbox zu Google Drive (56€ / Jahr)

Bares Geld kannst du auch bei der Wahl deiner Bank sparen! Gerade die alteingesessenen Banken fordern im direkten Vergleich zu einer Online-Bank oftmals sehr hohe Preise. Die Benefits sind nahezu identisch oder sogar darunter. Während sich die traditionellen Bankhäuser teilweise erst in den letzten 1-2 Jahren mit Dingen wie Apple Pay herumschlagen, ist dies bei digitalen Banken schon seit Ende 2018 Standard.

Angst um deine Kohle brauchst du auch bei einer Pleite der Bank nicht haben. Die gesetzliche Einlagensicherung schützen Beträge in Höhe von 100.000 Euro grundsätzlich ab.

Mit einer kleinen Recherche und Preisvergleichen kannst du auf diese Weise schnell mal einen dreistelligen Betrag im Jahr sparen. Schaue dir die gebotenen Leistungen genau an und wiege ab, was du wirklich brauchst. Weltweit kostenfreie Abhebungen sind zwar ganz nett, kommen meiner Erfahrung nach jedoch nur selten vor, da es sich um ein Geschäftskonto handelt.

Lege eine Priorität lieber auf den Wechselkurs deiner zukünftigen Bank. Als Webdesigner oder Webentwickler wirst du höchstwahrscheinlich viele Tools haben, die du monatlich oder jährlich in US-Dollar zahlst. Bietet dir eine Bank einen schlechten Kurs (manche Banken legen bis zu 15 Prozent drauf), zahlst du deutlich mehr.

Auch bei den Versicherungen lässt sich kräftig sparen. Deutschland ist ein typisches Versicherungsland. 2020 gab der durchschnittliche Privathaushalt in Deutschland 1500 Euro für Versicherungen aus. Wo große Summen fließen, gibt es immer Sparpotenzial. Allein der Wechsel in eine andere Krankenkasse mit niedrigerem Zusatzbeitrag kann fast 500 Euro im Jahr bringen.

Ich bin kein Versicherungsmakler, hinterfrage trotzdem jede Versicherung nach ihrer Sinnhaftigkeit. Manche Versicherungen sind elementar und No-brainer. Die Haftpflichtversicherung beispielsweise. Diese habe ich 2019 gewechselt und habe dabei 20 Euro im Jahr bei gleichbleibender Leistung gespart. Auch eine Hausratsversicherung halte ich für sinnvoll, um das eigene Hab und Gut zu schützen. Vergleichen lohnt sich trotzdem, denn die Preise gehen bei den Anbietern weit auseinander.

Weiteres Sparpotenzial: Kombi-Tarife bei den Versicherern. Je mehr Versicherungen du bei einem Anbieter hältst, desto größer sind deine finanziellen Vorteile. Ein unabhängiger Versicherungsmakler kann dir die besten Lösungen zusammenstellen und dich ehrlich beraten.

Finger weg von "Spezialversicherungen" für Smartphones oder Reisekoffer. Im Internet gibt es zahlreiche Erfahrungsberichte über Versicherungsanbieter, die sich im Schadensfall auf bestimmte Klauseln berufen und den Schaden nicht ausgleichen wollen. Alternative: Hast du ein Apple iPhone, wirst du sicherlich schon etwas von AppleCare+ gehört haben. Neben der Garantieverlängerung deckt dieser Service optional auch den Diebstahl deines Apple-Geräts ab.

Mit einem Kostenvergleich bei den Versicherungen lassen sich schnell bis zu 1000 Euro im Jahr sparen. Nahezu alle Institute helfen beim Wechsel und bieten einen Kündigungsservice an, sodass der Versicherungsschutz nahtlos übergeht.

Nicht gebrauchte Dienste kündigen

Mal Hand aufs Herz: Für wie viele Dienste zahlst du, ohne dass du sie wirklich nutzt? Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass sich da auf Dauer ein kleines Vermögen anhäuft. Mittlerweile habe ich mir angewöhnt, nicht verwendete Sachen sofort zu kündigen. Ich habe keinen Netflix-Account mehr, weil ich es einfach kaum noch nutzte.

In den letzten Jahren habe ich mir dank verschiedener Kundenprojekte mit Webflow eine kleine Bibliothek mit Elementen aufgebaut. Vorher nutzte ich das Tool Flowbase, welches mich dabei sehr unterstützte. Dieses kostete rund 40 Euro im Monat, die ich nun spare. Auf ein Jahr hochgerechnet liegen die Ersparnisse bei 480€ - eine ganz schöne Summe.

Fazit: Durch wenige Stunden konnte ich meine Kosten für digitale Dienste und Tools um fast 1500 Euro im Jahr reduzieren. Dabei kündigte ich nicht mehr benötigte Software oder stellte auf eine jährliche Zahlung um. Manche Tools konnte ich sogar gegen völlig kostenfreie Apps austauschen, ohne dass ich einen Nachteil habe.

Ausgaben im Blick

Vielleicht kennst du folgendes Szenario von dir selbst: Nach zwei Wochen Urlaub öffnest du deine Banking-App und während das ganze Ding lädt, hast du schon Bauchschmerzen, weil du keine Ahnung hast, was dich da erwarten wird. Der aktuelle Kontostand entscheidet über deine derzeitige Laune und irgendwie hast du immer Geldsorgen.

Spätestens dann solltest du dir Gedanken um eine Finanz-App machen, mit der du deine Einnahmen und Ausgaben in den Griff bekommst. Manche dieser Apps kannst du mit deinen Konten verknüpfen, andere hinwieder bieten nur eine manuelle Eingabe der Umsätze an.

Das Prinzip dahinter ist denkbar einfach: Jeder Umsatz erhält eine Kategorie. Diese werden dir grafisch sauber dargestellt, sodass du deine derzeitige Finanzlage stets im Blick hast. Viele Anbieter bieten Features wie Prognosen und Budgets an.

Die Auswahl an "Haushalts"-Apps ist nahezu unendlich. Die besten Erfahrungen habe ich in der Vergangenheit mit "Haushaltsbuch MoneyControl" (iOS, Android) und "Buddy - Haushaltsbuch" (iOS) gemacht. Die Preise liegen zwischen 12 und 25 Euro.

Du kannst natürlich auch auf eine normale Excel-Tabelle zurückgreifen und dort eine Ausgabenliste pflegen - habe ich bis vor einem Jahr ebenfalls so gehandhabt. Die Aktualisierung in einer richtigen App auf dem Smartphone macht jedoch deutlich mehr Spaß.

Zudem empfehle ich dringend eine richtige Ausgabenliste, um die Arbeit für den Steuerberater zu vereinfachen. Hierfür nutze ich die App Notion, die aus meinem täglichen Leben nicht mehr wegzudenken ist. Sie erlaubt mir gleichzeitig eine Kategorisierung der Ausgaben und einen Upload der Rechnungen, z.B. als PDF-Datei.

Ich habe alle wichtigen Kennzahlen auf einen Blick, egal auf welchem Endgerät. Meine erste Steuererklärung war ein einziges Desaster, denn ich habe die ganzen Unterlagen erst einen Tag vor Abgabe zusammengesammelt. Selbstverständlich fehlte ein Teil, sodass ich diese Ausgaben nicht geltend machen konnte.

Das passiert mir dank Notion heute nicht mehr. Du kannst auch andere Tools für eine saubere Auflistung verwenden, gar kein Problem.

Das finanzielle Polster

Die Herrschaften vom FC Bayern München nennen dies gerne ihr legendäres "Festgeldkonto", andere einfach nur "Rücklagen". Egal für welche Begrifflichkeit du dich entscheidest: Sie sind verdammt wichtig. Ein finanzielles Polster kann dir in einer schwierigen Lage den Rücken freihalten und dich für mehrere Wochen oder gar Monate ruhig schlafen lassen.

Dir sollte stets bewusst sein, dass in deinem Leben immer etwas Unvorhersehbares passieren kann. Ein Unfall, ein Rohrbruch oder eine Auftragsflaute. Geldreserven können solche Situation für eine Weile ausgleichen, ohne dass du gleich ein Insolvenzverfahren befürchten musst.

Eine gute Strategie, um ein langfristiges Polster aufzubauen, ist folgende: Von deinem Gewinn transferierst du 10 Prozent auf ein separates Konto, welches du in der Finanzübersicht deiner Bank nicht siehst. Dieses Geld ist zwar vorhanden, jedoch unsichtbar, quasi nach dem Motto "Aus den Augen, aus dem Sinn.". Spätestens, wenn du finanziellen Problemen gegenüberstehst, wirst du dich an dieses Konto erinnern und dich über deinen raffinierten Coup erfreuen.

Auch zu Beginn deiner Selbstständigkeit solltest du ein gewisses finanzielles Polster aufgebaut haben. Mehrere meiner Kollegen empfehlen Rücklagen von sechs Monaten. Persönlich finde ich das sehr viel, da diese erst einmal erwirtschaftet werden müssen. Wie oben bereits geschrieben, hatte ich 2000 Euro auf meinem Konto, als ich den Vollzeit-Freelancer gemacht habe.

Einen Zeitraum von drei Monaten ohne jegliche Einkünfte solltest du mit einem Puffer jedoch überbrücken können. Beispiel: Du hast monatliche Fixkosten von 3500 Euro im Monat. Idealerweise hast du also Rücklagen in Höhe von 10.500 Euro. Und damit meine ich nicht die bereits zurückgelegte Einkommenssteuer, du Schlingel!

Ob du dieses Geld auf deinem Konto, bar unter deinem Kopfkissen oder in irgendwelchen Aktien hortest, ist komplett dir überlassen. Du solltest im äußersten Notfall schnell Zugriff auf diese Reserven haben, um eingehende Rechnungen und andere Fixkosten zahlen zu können.

Geld anlegen: Aktien, ETF, Lebensversicherung

Im September 2022 lag die Inflation in Deutschland bei genau zehn Prozent - Tendenz stark steigend. Steigende Energie- und Produktionskosten haben diesen Wert in den vergangenen Monaten enorm nach oben getrieben. Zum Vergleich: Vor einem Jahr, im September 2021 lag die Inflation noch bei 4,1 Prozent, 2020 bei -0,2 %!

Unser Geld wird immer weniger Wert, die Märkte spielen verrückt. Am ehesten merken wir die Inflation derzeit im Supermarkt, wo wir mit steigenden Preisen konfrontiert werden. Dein Erspartes in deinem Sparschwein zu verstecken ist dieser Tage also keine gute Idee. Als Selbstständiger musst du dir zudem früh Gedanken um deine Altersvorsorge machen, denn wir zahlen nicht in die gesetzliche Rentenkasse ein.

Verschaffe dir einen Überblick über alternative Spar- und Investitionsmöglichkeiten, um dein Vermögen langfristig auszubauen. Ich habe in meinem Bekanntenkreis nach Empfehlungen gefragt. Das kam dabei heraus:

  • Aktien
  • Kryptowährungen
  • ETF's
  • Luxusgüter (beispielsweise Sneaker oder Uhren)
  • Gold

Ich bin kein Finanzberater und möchte auch gewiss nicht deren Arbeit in diesem Artikel übernehmen. Wenn du dich für solche Investments interessieren solltest, dann empfehle ich dir dringend, dir ein gewisses Grundwissen anzueignen. Leider gibt es viele selbst ernannte Experten und Gurus da draußen, die dich mit attraktiven Konditionen locken und dir das blaue vom Himmel versprechen.

Mit solidem Basiswissen kannst du die richtigen Fragen stellen und du kannst die Pläne deines Beraters ungefähr nachvollziehen. Hole dir eine zweite Meinung von einem unabhängigen Finanzberater ein. Diese sind an keine Institutionen gebunden, sondern haben Zugriff auf den gesamten Markt und arbeiten in deinem Interesse.

Tipp: Ein seriöser und guter Finanzberater zeigt offen und ehrlich Referenzen. Scheue dich also nicht, nach diesen zu fragen und diese Personen ggf. auch zu kontaktieren, um mehr über die Arbeitsweise und Zuverlässigkeit des Beraters zu erfahren.

Altersvorsorge

Allein das Thema Altersvorsorge würde hier mehrere Artikel beanspruchen. Ich möchte mich dennoch daran versuchen und es so kurz wie nur möglich halten. Im Endeffekt lässt sich die gesamte Angelegenheit in vier Wörter zusammenfassen:

Denk an deine Altersvorsorge!

Gerade Soloselbstständige haben ein großes Risiko, später in die Altersarmut zu rutschen, da sie kaum Vermögen angespart haben. Anders als Arbeitnehmer in einem Angestelltenverhältnis, zahlen wir als Selbstständige keine Beiträge in die gesetzliche Rentenversicherung ein. Die Politik hat diese Problematik erkannt und möchte das schnellstmöglich ändern.

Die Frage, die ich gerne in diesen Situationen stelle, ist: Wie möchtest du deinen Lebensabend verbringen? Wir verdienen während unserer beruflichen Karriere eine Menge Geld und erarbeiten uns einen gewissen Lebensstandard. Der Eintritt in die Rente wird für die allermeisten Menschen jedoch ein harter Knackpunkt, denn nur die wenigsten Leute können ihren Standard halten, wenn sie sich ausschließlich auf die gesetzliche Rentenversicherung verlassen.

Du glaubst das nicht? Dann hier eine interessante Information: Im Jahr 2020 schafften es ganze 40 (!) Neurentner, eine Rente von 3000 Euro zu erarbeiten. Um diese Schallmauer zu durchbrechen, waren 45 Jahre lang jeweils zwei Rentenpunkte notwendig.

Im Schnitt sah die durchschnittliche Rente 2019 folgendermaßen aus:

  • Frauen: 764,27 €
  • Männer: 1186,74 €

Für viele Reiter in Großstädten sieht die Realität so aus: Die Miete und Nebenkosten können durch die Rentenzahlung bezahlt werden.

Bedeutet für dich: Wenn du in den Jahren vor dem Ruhestand 5-6.000 Euro im Monat verdienst, dich vollständig auf die gesetzliche Rentenversicherung verlässt, wirst du ohne weitere Vorsorge Abstriche machen müssen.

Beliebte Möglichkeiten der Vorsorge sind Immobilien. Sind die eigenen vier Wände abbezahlt, werden sich die monatlichen Kosten im Alter drastisch reduzieren. Auch Wohnungen und Häuser als langfristige Anlagen sind gern gesehen, um die eigene Vorsorge aufzustocken.

Als Selbstständiger solltest du dich früh um die Rente kümmern. Lasse dich von einem unabhängigen Finanzberater beraten, lese dir die Grundlagen an und suche die für dich passenden Investitionsmöglichkeiten. Ich weiß, dass dieses Thema unfassbar langweilig sein kann, jedoch möchtest du in deinem Ruhestand nicht jeden Euro umdrehen müssen oder?

Meine besten Tipps (Recap)

Löse dich von der Zeit-Geld-Kette

Stundensätze sind im Laufe deiner Karriere als Webdesigner der Feind deiner Produktivität. Mit zunehmender Erfahrung und Effizienz der Tools, die du tagtäglich im Einsatz hast, wirst du deine Arbeit deutlich schneller erledigen können. Rechnest du deine Projekte auf Stundenbasis ab, wirst du daher weniger Geld verdienen, dich gleichzeitig mehr mit der Akquise neuer Kunden befassen müssen.

Finde den Flaschenhals in deinen Kundenprojekten

Manche Abschnitte im Designprozess gehen uns Webdesigner deutlich einfacher von der Hand als andere. Versuche, diese Schritte zu optimieren, indem du einen Standardprozess aufsetzt. Dadurch kannst du nicht nur ein besseres Angebot abgeben, sondern auch mächtig Zeit sparen.

Beispiel: Ich liebe die Umsetzung einer Website in Webflow. Was mich jedoch echt stört, sind die ersten 1-2 Stunden im Designer, in denen ich erst einmal alle Klassen definieren und stylen muss. Aus diesem Grund habe ich an einem Wochenende Vorlagen gebaut, welche genau dieses Problem beheben. Diese klone ich mir in jedes neue Projekt und kann nach maximal 15 Minuten loslegen.

All meine Designs basieren auf denselben Klassennamen in Webflow. Dadurch kann ich in jedes Kundenprojekt springen und sofort Änderungen vornehmen, ohne dass ich mich erst wieder reinfuchsen muss.

Dokumentiere also einmal deine kommenden 3-4 Projekte und versuche Parallelen zu finden, um den gesamten Prozess zu optimieren.

Trenne dich von unnötigen Ausgaben

Bringe deine Kosten zu Papier und entscheide, welche wirklich wichtig für dich und dein Business sind. Nahezu jeder Mensch gibt Geld für unnötigen Kram aus, sodass ich hier großes Einsparpotenzial sehe. Für eine bessere Übersicht solltest du für geschäftliche Umsätze auf ein Geschäftskonto umsteigen und dir regelmäßig Geld auf dein privates Girokonto überweisen.

Suche auch nach Möglichkeiten Geld zu sparen, beispielsweise durch die Umstellung auf eine jährliche Zahlung oder wechsle zu anderen Anbietern, die den gleichen Umfang für kleineres Geld anbieten.

Geschäftskonto mit Unterkonten

Wie bereits erwähnt, solltest du dir dringend ein separates Konto für deine geschäftlichen Aktivitäten zulegen. Eine weitere Empfehlung meinerseits sind sogenannte Unterkonten. Diese sind mit deinem Konto verknüpft, handeln jedoch autark. Ich nutze diese Konten folgendermaßen:

  • Hauptkonto (Abbuchungen von Diensten, Miete und ähnliches)
  • Einkommenssteuer (Steuerrücklage)
  • Umsatzsteuerkonto
  • Geldeingangskonto

Auf dem Eingangskonto gehen alle Umsätze von Kundenprojekten ein. Von dort aus verteile ich das Geld auf die anderen Konten und habe immer die volle Kontrolle. Der Saldo der Steuerkonten wird nicht zum Hauptkonto addiert, um keine falschen Zahlen zu generieren, denn dieses Geld gehört sowieso nicht mir.

Baue Rücklagen auf

Wirtschaftskrise, steigende Inflation und plötzlich noch eine ernste Krankheit. Nicht selten halten wir unser Schicksal nicht in unseren eigenen Händen. In diesen Situationen sind wir über jeden ersparten Euro dankbar. Fange an dir so früh wie möglich ein finanzielles Polster aufzubauen, um ungeplante Kosten problemlos zahlen zu können.

Investiere in die Zusammenarbeit mit einem Steuerberater

Das Geld für eine Fachkraft im Bereich Finanzen hast du schnell wieder reingeholt. Und die viel bessere Nachricht dabei: Du ersparst dir viel Stress und Frust bei der Zusammenstellung deiner Unterlagen für das Finanzamt. Du bist Webdesigner und kein Steuerberater. Er kennt Wege, um Steuern zu sparen und holt Sachen für dich heraus, von denen du noch nie etwas gehört hast.

Lehne unprofitable Projektanfragen ab

Dieser Schritt wird dir besonders am Anfang sehr wehtun, das kenne ich aus eigener Erfahrung. Aber als Freelancer musst du, wie jeder andere auch, Versicherungen, Miete und Lebensmittel bezahlen. Langfristig kannst du das nur, wenn du positiv wirtschaftest. Vergleiche dich nicht mit Dienstleistern, die eine Website für 200 Euro erstellen. Lehne im schlimmsten Fall dankend ab und suche nach Kunden, die bereits sind, Geld zu investieren, nicht nach der billigsten Lösung suchen.

Häufig gestellte Fragen (FAQ)

Wie viel Zeit investierst du in deine Buchhaltung?

Wöchentlich nutze ich rund 45-60 Minuten meiner Zeit, um die Finanzen auf den aktuellen Stand zu bringen. Ich trage Rechnungen sauber in meine Tabelle in Notion ein, benenne Rechnungen um, damit mein Steuerberater eine saubere Auflistung erhält. Eingehende Rechnungen liegen bei mir niemals länger als sieben Tage herum, sondern werden schnellstmöglich verarbeitet.

Dieses Vorgehen kann ich nur wärmstens empfehlen, um nicht die Kontrolle zu verlieren. Ich weiß, dass es für uns Webdesigner auch mal stressige Phasen im Alltag gibt. Trotzdem solltest du diese Zeit für deine interne Buchhaltung blockieren.

Was soll ich machen, wenn ich rote Zahlen schreibe?

Wenn du derzeit nicht profitabel wirtschaftest, solltest du dringend über Gegenmaßnahmen nachdenken. Hinterfrage auch deinen derzeitigen Lifestyle und ziehe Reduzierungen in Betracht. Ziel sollte es sein, so schnell wie nur möglich wieder schwarze Zahlen zu schreiben, also profitabel zu arbeiten.

Finde die Schwachstelle in deiner Selbstständigkeit, den Grund für deine schlechten Zahlen. Aus meiner Erfahrung ist in den meisten Fällen eine falsche Projektkalkulierung das Problem. Gerade wenn im Briefing mit dem Kunden nicht alle wichtigen Sachen abgefragt werden, kommt es schnell zu einer Fehleinschätzung, was das Arbeitspensum betrifft.

Überarbeite zudem deinen Designprozess als Webdesigner und standardisiere bestimmte Prozesse. Seitdem ich Webflow zur Umsetzung von Websites nutze, habe ich mir im Laufe der Zeit eine große Bibliothek mit verschiedenen Elementen und Vorlagen aufgebaut. Besonders möchte ich hier das Design System hervorheben, welches die Quelle aller visuellen Elemente ist.

Im Design System werden Farben, Schriftgrößen, Abstände und vieles mehr definiert. Diese Seite habe ich einmal detailliert aufgebaut und nutze sie für jedes einzelne Kundenprojekt. Würde ich diesen Schritt manuell durchlaufen, müsste ich mehrere Stunden hinzurechnen.

Bei einem Standardablauf wirst du schnell merken, dass du Dinge optimieren kannst. Du kannst Kundenwünsche viel schneller erfassen und einschätzen, anschließend ein perfektes Projektangebot abgeben. Dafür braucht es in erster Linie Erfahrung, daher empfehle ich Interessierten immer mit einer nebenberuflichen Selbstständigkeit zu starten.

Diese gibt dir die finanzielle Sicherheit aus dem Angestelltenverhältnis, gleichzeitig kannst du dein eigenes Business Schritt für Schritt nach vorn bringen.

Um schnelle Umsätze zu generieren, kannst du dich auf verschiedenen Freelancer-Plattformen wie upwork oder malt um Kundenaufträge bemühen. Hier wird entweder nach Stunden- oder Tagessätzen abgerechnet. Häufig sind die Auftraggeber auch auf der Suche nach einer langfristigen Zusammenarbeit, sodass sich hier durchaus hervorragende Kooperationen ergeben können.

Langfristig würde ich dir jedoch empfehlen, dich von der Geld-gegen-Zeit-Kette zu lösen und auf alternative Optionen wie das Value Based Pricing oder ein fixes Projektbudget umzusteigen. Mit zunehmender Erfahrung werden deine Fähigkeiten sich deutlich verbessern, ergo wirst du für die meisten Aufträge weniger Zeit benötigen. Besonders, wenn du - wie ich - einige Vorlagen gebaut hast.

Lesetipp: Nachgedacht - Was kostet eigentlich eine Website?

Value Based Price oder fixes Projektbudget: Was ist denn das?

Bei einem Fixpreis enthält dein Projektangebot einen Festpreis für die Umsetzung der Website. Dafür musst du vor Abgabe des Angebots wissen, was der Kunde wirklich möchte und einen ungefähren Aufwand schätzen. Im Angebot stehen dann Leistungsumfang und eben dieser Preis. Manche Webdesigner bieten auch verschiedene Pakete an, um dem Kunden weitere Bequemlichkeiten zu verkaufen. Das macht durchaus Sinn, denn die wenigsten Auftraggeber wissen, was sie wirklich wollen.

Ein Festpreis kann folgendermaßen errechnet werden: Ein Kunde aus der Gastronomie möchte dich mit der Gestaltung und Umsetzung einer neuen Website beauftragen. Im Gespräch wird dir schnell klar, dass der Aufwand bei circa 30-35 Stunden liegt, um die Website zu launchen. Dein interner Stundensatz (inklusive Gewinn, Steuern usw.) beträgt in diesem Beispiel 74,92 Euro.

Die Höhe des Investments liegt dadurch bei 2622,20 Euro. Grundsätzlich lege ich noch einmal 10-15 Prozent oben drauf, um einen Puffer aufzubauen. In jedem Projekt gibt es Rückfragen oder spontane Änderungen von Kundenseite. Mit diesem Aufschlag verhinderst du unnötiges Nachverhandeln und der Kunde freut sich über die unkomplizierte Lösung. Durch diese Rechnung steigt das Angebot auf bis zu 3015,53 Euro.

Der Festpreis ist für beide Seiten eine gute Sache. Dein Kunde weiß genau, wie viel er für welche Leistung zahlen muss - nicht mehr, nicht weniger. Du als Webdesigner musst dich nicht mit Stundenzetteln herumschlagen oder dich dafür rechtfertigen ("Wieso brauchst du denn drei Stunden, um eine Animation zu erstellen? Mein Neffe macht das in zehn Minuten!"). Ob du nun die veranschlagten 35 Stunden benötigst oder das ganze Projekt in 20 Stunden durchrockst - es interessiert keinen.

Beim Value Based Pricing richtet sich dein Angebot vielmehr an den Wert deiner Dienstleistung für den Kunden. Folgendes Beispiel eignet sich hervorragend für eine vereinfachte Veranschaulichung: Du betreibst einen Onlineshop für Fanartikel und bist mit diesem Marktführer in Deutschland. Eines Morgens erhältst du einen Anruf von einem Mitarbeiter, welcher dir panisch mitteilt, dass der Shop seit fünf Stunden offline ist und gehackt wurde. Deine Laune sinkt in Sekunden auf den Tiefpunkt, weil du genau weißt, wie viel Verlust du in diesen Stunden gemacht hast.

Eine schnelle Lösung muss her - sofort! Deine Werbeagentur kann dir nur bedingt weiterhelfen, da sie keine Sicherheitsspezialisiten sind. Du beauftragst einen ausgewiesenen IT-Experten mit der Ursachenforschung und Behebung, damit du schnellstmöglich wieder online bist. Meine Frage an dich: Welchen Wert hätte diese Dienstleistung in diesem Moment für dich? Wenn du beispielsweise einen durchschnittlichen Umsatz von 9500 Euro in der Stunde hast, dann beläuft sich der Schaden bereits auf 47.500 Euro.

Der Sicherheitsexperte macht dir nun folgendes Angebot: Er löst das Problem, du bist in einer Stunde wieder online und kannst Geld verdienen. Zudem installiert er zusätzliche Sicherheitsmechanismen, um zukünftige Angriffe abzuwehren. Im gleichen Atemzug erwähnt er die Sicherheit der Kunden- und Zahlungsdaten, welche gesonders geschützt werden. Kostenpunkt der gesamten Dienstleistung: 25.000 Euro.

Nun die Frage an dich: Wie würdest du in dieser Sekunde handeln? Würdest du dich auf die Suche nach einem anderen Dienstleister machen, um den Preis irgendwie drücken zu wollen?

Meine Antwort wäre glasklar: Lass es uns machen. Je schneller mein Onlineshop wieder erreichbar ist desto eher verdiene ich Geld. Alles andere ist keine Option für einen richtigen Geschäftsmann. Ich möchte keinen Kunden an die Konkurrenz verlieren, nur weil ich ein paar Groschen sparen möchte.

Ein weiteres, wirklich tolles Beispiel cleverer Preisstrategie: Aufsätze für In-Ear-Kopfhöhrer. Mir passen diese Dinger in den meisten Fällen überhaupt nicht, beim Sport fallen sie immer aus den Ohren. Auf der Suche nach passenden Aufsätzen, stieß ich online auf einen Dienst, der dir ein Kit zuschickt, du ein Sample deiner Ohrmuschel machst und angepasste Aufsätze erhältst. Für stolze 150 Euro, was mir eindeutig zu viel erschien. Mir wurden anschließend Aufsätze einer anderen Firma empfohlen, die aus Schaumstoff statt Silikon sind.

Diese Lösung kostete 30 Euro, der reale Warenwert liegt bei maximal 30 Cent. Die Passstücke sitzen bombenfest und sind mir jeden Euro wert.

Wichtig beim Value Based Pricing ist, dass du den tatsächlichen Wert für deinen Kunden ermittelst. Erst dann kannst du erfolgreich pitchen und den Auftrag an Land ziehen. In 90 Prozent aller Fälle kontaktieren dich Unternehmen, die Probleme mit ihrer Website haben. Meist sinken die Umsätze über den digitalen Weg und sie möchten nun dringend gegensteuern, um das Ruder herumzureißen. Durch folgende Frage kannst du einen ersten Vorstoß wagen:

"Was würde passieren, wenn der gesamte digitale Markt wegbrechen würde? Welche Auswirkungen hätte das für euer Unternehmen?"

Antwort A: Dann können wir den Laden schließen und Insolvenz anmelden, da wir die meisten Umsätze über unsere Website generieren. Memo an dich: hoher Wert, da hohe Abhängigkeit.

Antwort B: Für uns kein Problem, da nur ein kleiner Teil des Kuchens online verdient wird. Unser Kerngeschäft findet nach wie vor offline statt. In diesem Fall ist der Wert für den Kunden deutlich niedriger anzusetzen. Vielleicht hat er die Potenzialle des Interents noch nicht erkannt oder passt tatsächlich nur schlecht in die digitale Welt.

Mit diesem Preismodell kannst du auch problemlos langfristige Kooperationen aufbauen. Gerade kleinere Unternehmen verfügen nicht über die Ressourcen, um die Website in Eigenregie zu unterhalten. Hier wirst du nach erfolgreicher Zusammenarbeit auf offene Ohren stoßen.

Steve von wyreframe
Webdesigner
* Um den Lesefluss nicht zu beeinträchtigen wird zwar nur die männliche Form genannt, stets aber die weibliche Form gleichermaßen mitgemeint. Menschen jeglichen Geschlechts sind mir als Leser*innen herzlich willkommen 🌈❤️

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