Auszeit als Freelancer: So planst du dein Sabbatical

Viele Selbstständige träumen von einem Sabbatical - haben jedoch Angst vor der Umsetzung. Reicht die Kohle? Was sollen denn meine Kunden* denken? Was passiert im Notfall? Ich kann dich beruhigen: Du bist nicht der Erste mit solchen Gedankenspielen. Eine saubere Planung deiner verdienten Auszeit erleichtert den gesamten Prozess und nimmt dir die Angst vor dem Ungewissen. In diesem Beitrag möchte ich meine eigene Erfahrung und Tipps mit dir teilen.

Veröffentlicht am
28
.
February
2023
Aktualisiert am
.
Lesedauer
21 Minuten
Kategorie
Freelancing
Darum gehts
  • auch als Freelancer kannst du problemlos eine Auszeit einlegen
  • die Gründe für eine Schaffenspause sind vielfältig und nicht immer positiver Natur
  • es bedarf einer guten Planung von Finanzen und Kundenaufträgen, um die Auszeit erfolgreich zu gestalten
  • Tipps für den Wiedereinstieg nach deinem Sabbatical

Erstelle einen Plan für deine Auszeit

Das Ziel deines Plans hast du bereits definiert: Die Auszeit an sich. Jedoch solltest du noch einige wichtige Entscheidungen treffen, ehe du den Stift zum letzten Mal fallen lässt. Dazu gehört unter anderem die Dauer deiner Auszeit, deine Aktivitäten währenddessen und natürlich die Rückkehr in die Arbeitswelt.

Drei Monate oder doch ein ganzes Jahr?

Wie lange möchtest du dich als Freelancer aus dem Geschäft zurückziehen und anderen Interessen nachgehen? Diese Frage ist enorm wichtig, denn sie entscheidet, wie umfangreich deine Vorbereitung aussehen sollte. Möchtest du für ein Jahr lang durch die Welt reisen, wird das deutlich mehr an deinem Geldbeutel nagen als eine zweimonatige Pause, um ein Familienmitglied zu pflegen.

Den Umfang deiner Abstinenz solltest du auch im Vorfeld mit deinen Kunden kommunizieren, um böse Überraschungen zu vermeiden. Um die Antwort auf diese Frage zu finden, solltest du in einer ruhigen Minute in dich gehen und folgende Fragen beantworten:

  • Warum möchte ich mich für einen gewissen Zeitraum herausziehen?
  • Was möchte ich während dieser freien Zeit machen / erledigen / erleben?
  • Welche finanziellen Mittel benötige ich, um dieses ohne Sorgenfalten zu erreichen?
  • Was ist, wenn ich nur die Hälfte der angestrebten Zeit hätte? Wie würde sich dies auf meine Wunschliste auswirken?

Aus eigener Erfahrung kann ich berichten, dass es sich anbietet, "tote" Monate zu überbrücken. In nahezu jeder Selbstständigkeit gibt es einfach Phasen, in denen das Business quasi stillsteht. Wenige Anfragen kommen herein, alles ist ein wenig ruhiger. Bei mir als Webdesign-Freelancer ist dies meist die Zeit zwischen Juni und August, in denen viele Menschen im Urlaub sind. Wichtige Projekte für die zweite Jahreshälfte werden selten vor dem Sommerurlaub angestimmt.

Meine Hochsaison beginnt mit dem Herbst und geht bis in den späten Frühling. Während dieser Monate ist immer was los, in ausnahmslos jedem Jahr meiner Selbstständigkeit.

Planst du also eine kurze Auszeit, so kannst du den Zeitraum auf deine Auftragslage anpassen. Dies hat den großen Vorteil, dass sich die finanziellen Ausfälle im Rahmen halten und du (hoffentlich) keinen Kunden verlieren wirst.

Die Gründe für eine Freelancer-Auszeit

Wir alle sehnen uns irgendwann einmal nach Erholung. Vielleicht hattest du in den vergangenen Jahren Existenzängste durch Pandemie und Wirtschaftskrise und möchtest dir jetzt etwas Quality Time gönnen. Während der Recherche zu diesem Artikel habe ich mir Meinungen aus meinem Netzwerk eingeholt und nach dem "Warum?" gefragt. Folgende Antworten habe ich dabei erhalten:

"Die drei vergangenen Jahre waren anstrengend und als Mutter von drei Kindern wirklich belastend. Ein Sabbatical käme daher für mich als reine Erholung durchaus in Frage."

"Ich habe das Gefühl, dass sich meine Belastungsgrenze durch die Weltgeschehnisse immer weiter verschoben haben. Reisen war nur wenig drin, auch aus finanziellen Gründen."

"Als Selbstständige habe ich den Vorteil über die freie Einteilung meiner Arbeitszeit. Für gewöhnlich arbeite ich daher 10 Monate am Stück und mache abschließend zwei Monate Urlaub. In dieser Zeit steht auch alles still und ich mache tatsächlich nichts."

"Eine Auszeit kann ich mir überhaupt nicht leisten. Ich muss eine Familie mit vier Kindern ernähren. Inflation und Energiekosten hinterlassen ein großes Loch auf meinem Konto."

"Neue Eindrücke und Abenteuer inspirieren mich für zukünftige Projektarbeiten. Sobald es in Deutschland dunkel und kalt wird, packe ich meine sieben Sachen und verschwinde in Richtung Asien. Hier kann ich locker von meinem Ersparten leben und habe Zeit für mich. Auf lange Sicht kann ich dabei natürlich kein großes Vermögen aufbauen, was mir persönlich jedoch nicht sonderlich wichtig ist."

"Als meine Mutter vor Jahren plötzlich krank wurde, habe ich mich kurzfristig aus dem Arbeitsalltag verabschiedet. Zwar sind nicht alle Kunden abgesprungen, die finanziellen Einbußen waren jedoch enorm, sodass ich fast mein gesamtes Erspartes ausgeben musste."

Die Gründe für eine Pause sind häufig unterschiedlicher Natur. In manchen Fällen haben wir als Freelancer keinerlei Mitspracherecht, beispielsweise wenn die Gesundheit eines engen Familienmitglieds im Spiel ist. Die Entscheidung, eine Auszeit einlegen zu wollen, reift normalerweise nicht urplötzlich über Nacht in einem, sondern gedeiht langsam heran. Zuerst ist es ein flüchtiger Gedanke, ein Hilfeschrei nach Ruhe, dann werden die Fantasien konkreter und irgendwann stecken wir in der Planung dieses Abschnitts.

Finde dein persönliches "Warum?" und wie du dieses Ziel erreichen kannst. Dafür kannst du auch gerne auf eine bewährte Methode zurückgreifen: Die Kraft der Visualisierung! Dafür erstelle ich mir Moodboard, in denen ich Bilder und Videos kopiere, die mich motivieren und inspirieren. Planst du beispielsweise eine einjährige Weltreise, kannst du dir Fotos aus dem Internet in dieses Board ziehen. Das können Fotografien deiner angepeilten Reiseziele sein.

Informiere deine Kunden & Partner

Deine Kunden, Partner und Freelancer-Kollegen solltest du früh ins Boot holen und mit offenen Karten spielen. Vielleicht hast du im Vorfeld ein schlechtes Gewissen oder Angst, dass ein Auftraggeber abspringt. Das ist vollkommen verständlich, passiert aber in den seltensten Fällen. Gerade langjährige Partner haben im Laufe der Zeit Vertrauen und Loyalität aufgebaut.

Informiere deinen Kundenstamm über deine Auszeit und teile ihnen mit, in welchem Zeitraum du nicht ansprechbar sein wirst. Ob du deine Beweggründe teilen möchtest, ist ganz allein dir überlassen. Ich empfehle persönlich mit deinen Kunden über das Thema zu sprechen, um aufkommende Rückfragen sofort und in einem vertrauten Rahmen beantworten zu können.

Nehme ihnen von Anfang an die Angst, dass begonnene Projekte nicht abgeschlossen werden. Aktive Projektarbeiten hast du ja hoffentlich in der Planung berücksichtigt.

Ist ein Kunde alles andere als glücklich mit deiner Ankündigung, hast du verschiedene Möglichkeiten, damit umzugehen:

  • im schlimmsten Fall verlierst du den Kunden
  • du holst einen anderen Freelancer aus deinem Netzwerk in das Projekt, welcher während deiner Abwesenheit den Kunden temporär betreut
  • du arbeitest mit einem "White Label Freelancer" zusammen
  • du richtest eine Notfall-E-Mail-Adresse ein, unter die der Kunde dich erreichen kann

Die genannten Optionen haben allesamt Vor- und Nachteile. Eine pauschale Antwort kann ich dir leider nicht geben. Du kennst dein Unternehmen am besten und solltest dir einen Plan für negatives Feedback seitens deiner Kunden erarbeiten.

Der richtige Zeitpunkt

Wie so häufig im Leben ist ein gutes Timing die halbe Miete. Es sollte selbstverständlich sein, dass du deinen Kunden nicht unbedingt beim ersten Kick-off-Meeting von deiner einjährigen Auszeit erzählst. Auch ist eine formlose Mail drei Tage vor Abflug wahrlich nicht die beste Idee, um einen nachhaltigen Eindruck zu hinterlassen.

Deine Kunden und Partner solltest du frühestens sechs, spätestens aber drei Monate vor deiner Auszeit über diese informieren. Gerade bei aktiven Stammkunden sorgt ein frühes Gespräch für Vertrauen. Ehemalige oder kleine Kunden kannst du auch drei Monate im Voraus in deine Pläne einweihen - und das ruhig auf digitalem Wege.

Projektabschluss & Übergabe aktiver Projekte

Es gibt nur wenig Sachen, die die Reputation eines Freelancers so negativ beeinflussen wie ein aufgrund mangelnder Kommunikation gescheitertes Projekt. Stell dir vor, du beauftragst einen Freelance-Webdesigner mit der Erstellung einer Website. Alles läuft super, bis der Freelancer dir an einem Freitagmittag schreibt, dass er das Projekt unterbrechen muss, da er für einige Monate Reisen wird. Deinen Gesichtsausdruck kann ich mir bildlich sehr gut vorstellen.

Du glaubst, dass so was nicht vorkommen wird? Falsch! Genau so eine Geschichte habe ich vor wenigen Monaten von einem Unternehmensvertreter gehört, denn ich sollte dieses Projekt spontan übernehmen. Meine Bitte an dich: Mach so etwas niemals mit deinen Kunden! Wie bereits geschrieben, solltest du deine Kunden und Partner frühestmöglich ins Boot holen und über deine Pläne informieren.

Schließe aktive Projekte zwingend vor deiner Auszeit ab - und zwar vollumfänglich mit einem zufriedenen Kunden! Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass es manchmal vielleicht zeitlich nicht passt. Die Gründe können sein:

  • der Kunde liefert Inhalte nicht zur vereinbarten Frist
  • Krankheitsfall beim Kunden oder bei dir
  • Kunde bittet um Aufschub
  • Aussetzung des gesamten Projektes

In solchen Fällen hast du verschiedene Optionen. Entweder du sprichst mit deinem Kunden über eine Aussetzung des Projekts, bis deine Auszeit vorbei ist. Das macht meiner Meinung nach nur Sinn, wenn du für maximal drei Monate nicht verfügbar sein solltest. Kein Kunde möchte freiwillig sein Projekt für ein Jahr auf Eis legen.

Option B: Du übergibst das Projekt an einen anderen Freelancer aus deinem Netzwerk. Dieser führt es in Eigenregie zu Ende oder übergibt es nach deiner Rückkehr wieder an dich. Der Freelancer tritt dabei als eigenständiger Dienstleister in Kontakt mit dem Kunden. Du kannst dadurch also den Auftrag bzw. die Geschäftsbeziehung langfristig verlieren. Eine Übergabe macht auch dann Sinn, wenn du mit deinem Kunden einen Retainer-Vertrag abgeschlossen hast. Dadurch erhält der Auftraggeber ein festes Stundenkontingent, meist zu einem Vorzugspreis.

Option C: Du spannst einen sogenannten White-Label-Freelancer in das Projekt ein. Dieser arbeitet in deinem Namen, hat keinen direkten Kontakt zum Kunden und stellt dir am Ende seine Rechnung. Du trittst also vielmehr als Projektmanager auf, delegierst die Aufgaben und gibst dem Kunden anschließend entsprechend Rückmeldung.

Unbedingt vermeiden solltest du einen Projektabschluss, in meinem Beispiel einen Website-Launch kurz vor Abflug. Gerade in solchen Fällen geht etwas schief oder es wurden elementare Dinge vergessen, weil der Kopf doch schon beim Kofferpacken ist. Als groben Richtwert solltest du deine Projekte zwei Wochen vor deiner Auszeit vollständig abgeschlossen und an den Kunden übergeben haben. Dies gibt dir genug Zeit, auch danach noch auf eventuelle Rückfragen zu antworten.

Ein anderes wichtiges Thema ist der Notfallkontakt. Viele Freelancer richten für ihr Sabbatical eine E-Mail-Adresse ein, unter die ihre Kunden sie trotzdem erreichen können - in dringenden Notfällen, versteht sich. Beleuchten wir diese Maßnahme einmal von beiden Seiten:

Vorteile:

  • dein Kunde kann dich jederzeit anpingen, wenn es wirklich schwerwiegende Probleme gibt
  • deinem Gewissen geht es besser, wenn du nach deiner Auszeit keine Mails mit dem Betreff "DRINGEND" siehst

Nachteile

  • Kunden werden diese Art der Kommunikation auch für deutlich kleinere Probleme nutzen ("Ich dachte, dass das schon sehr dringend wäre")
  • im schlimmsten Fall musst du trotzdem arbeiten
  • eine eingehende Notfall-Mail reißt dich komplett aus dem Konzept und löst Stress aus
  • dein Kunde entscheidet, was dringend ist und was nicht - du stehst nach Empfang der Mail automatisch unter Zugzwang

Wie du siehst, sehe ich in solchen Notfall-Postfächern mehr Nach- als Vorteile. Daher rate ich davon ab und empfehle stattdessen einen Partner-Freelancer aus deinem Netzwerk einzuspannen und vor deiner Pause mit deinem Kunden zu vernetzen.

Automatisiere interne Prozesse

Während du dich in deiner geplanten Auszeit befindest, wirst du wahrscheinlichselten E-Mails lesen und beantworten können. Das Geschäft steht still, trotzdem kannst du dir sicher sein, dass dich ein Teil deiner Kundschaft trotzdem kontaktieren wird. Kleine Automatisierungen und Maßnahmen können dafür sorgen, dass sich dein Kundenstamm nicht allein gelassen fühlt und ewig auf eine Antwort wartet.

E-Mail Autoresponder

Die automatische Abwesenheitsnotiz sorgt dafür, dass eingehende E-Mails automatisch mit einem vordefinierten Text beantwortet werden. In diesem solltest du noch einmal den Zeitraum deiner Auszeit niederschreiben. Auch der Hinweis, dass eintreffende Mails nicht vor deiner Rückkehr gelesen oder beantwortet werden.

So einen Autoresponder kannst du mit jedem gängigen Mail-Programm anlegen. Selbstverständlich geht das auch direkt über die Web-App der meisten Anbieter und auch dein Domain-Provider bietet diese Möglichkeit.

Stelle eine virtuelle Assistenz ein

Virtuelle Assistenten (VA) haben ihren Ursprung in den 90er-Jahren und waren zu dieser Zeit häufig in den USA zu finden. Das Internet kam langsam auf und so manche Hausfrau wollte die Familieneinkünfte durch einen virtuellen Job verbessern. Gott sei Dank hat sich dieses Rollenverständnis mittlerweile geändert und die VAs kommen aus allen möglichen Schichten.

Ein Assistent kann dich bei allen Aufgaben in deinem Business unterstützen. In den häufigsten Fällen sind es folgende:

  • Recherche
  • Terminkoordination
  • Finanzbuchhaltung
  • Rechnungserstellung
  • Brief- und Mailverkehr
  • Übersetzungen
  • Korrekturlesen
  • Akquise neuer Kunden

Das Aufgabenfeld ist groß und hängt primär an den Fähigkeiten der Person ab, die diesen Job einmal machen soll. Im Fall einer geplanten Auszeit als Freelancer kann eine virtuelle Assistenz dich beim E-Mailverkehr unterstützen und während deiner Abwesenheit als Ansprechpartner für Kunden und Partner fungieren.

Preislich liegt ein VA zwischen 25 und 75 Euro Stundensatz. In den meisten Fällen erhältst du noch einen Nachlass, wenn du ein entsprechendes Stundenkontingent oder einen Retainer buchst.

Ein Bekannter aus meinem Netzwerk hat für sein Sabbatical zwei Studenten auf Minijob-Basis eingestellt, was sich für ihn als absoluten Glücksgriff herausstellte. Beide hatten bereits eine Berufsausbildung abgeschlossen und konnten sich aufgrund ihrer Erfahrung nahtlos in sein Unternehmen eingliedern.

Während seiner Auszeit gab es ein wöchentliches Telefonat und er verteilte Aufgaben und ließ sich innerhalb weniger Minuten briefen. Auf diese Weise konnte sein Unternehmen zwar keine neuen Kunden mehr aufnehmen, jedoch Bestandskunden problemlos halten.

Betreibe Vorarbeit

Während deiner Auszeit wird die Welt nicht stillstehen. Betreibst du beispielsweise einen Blog und bist dann für einige Monate offline, so könnten dies deine treuen Leser oder gar Community verwirren. In diesem Fall solltest du deine Leserschaft im Vorfeld über deine Pläne informieren. Oder aber - und diesen Schritt empfehle ich persönlich - du gehst in Vorarbeit und bereitest Content für diese Zeit vor.

Gerade wenn du für längere Zeit (6 Monate+) unterwegs sein solltest, ist es kein Problem, wenn du die Häufigkeit deiner Artikel, Social Media-Einträge oder Newsletter reduzierst, beispielsweise einen monatlich erscheinenden Blogartikel. Solche Inhalte lassen sich perfekt vorbereiten und mit verschiedenen Tools (oder der geplanten Veröffentlichung in Webflow) publizieren. Die sozialen Netzwerke kannst du nutzen, um deine Community zumindest virtuell mit auf deine Reise zu nehmen.

Erstelle einen kleinen Redaktionsplan mit Inhalten, die du stressfrei im Vorfeld aufbereiten kannst. Du kannst damit rechnen, dass du wenige Wochen vor deiner Auszeit deutlich mehr Zeit für die Erstellung von Content hast, da deine aktiven Projekte langsam, aber sicher abgeschlossen werden. Nutze diese freie Zeit, um dich auf die Content-Erstellung zu konzentrieren. Für Artikel, Redaktionsplan und alles Drumherum ist Notion das Tool meiner Wahl. Selbst in der kostenlosen Variante wirst du kaum an die Grenzen kommen.

In manchen Fällen ist der Grund für eine Pause keiner positiven Natur. Ein enges Familienmitglied muss gepflegt werden, eine ernsthafte Krankheit beeinträchtigt das eigene Leben und viele andere Gründe lassen uns den Boden unter den Füßen verlieren. Sei dir bewusst: Du bist niemandem Rechenschaft schuldig, auch wenn dich ohne Ankündigung aus dem Internet zurückziehst. Es ist einzig und allein deine Entscheidung und du solltest dir niemals selbst den Druck auferlegen, dass du erst noch Artikel X veröffentlichen musst.

Informiere im Ernstfall lediglich deine aktiven Kunden und teile ihnen transparent mit, dass du für einige Wochen ausfallen wirst.

Baue ein finanzielles Polster auf

Das liebe Geld sollte in deinen Plänen keine zu kleine Rolle spielen. Es gibt wohl nichts Schlimmeres, als lang ersehnte Träume ungewollt abbrechen zu müssen, weil du dich komplett verkalkuliert und finanziell überstreckt hast. Ich selbst steckte vor einigen Jahren in einer ähnlichen Situation und musste letztendlich wieder mit der Arbeit anfangen, um an frisches Geld zu kommen. Ungeplante Ausgaben hatte ich von Anfang an nicht in meine Finanzplanung berücksichtigt. Ich habe gelernt, dass gerade die unerwarteten Kostenpunkte uns schnell das Genick brechen können.

Je nachdem, ob du während deiner Auszeit die Welt bereisen möchtest oder doch in der heimischen Umgebung einer privaten Verpflichtung nachkommen musst: Die laufenden Kosten fallen leider nicht weg. Darunter fallen für die meisten von uns:

  • Miete oder Hausabtrag (Wohnung, Haus, Büro)
  • Nebenkosten
  • Versicherungen (Kranken-, KFZ-, Hausrat-, Berufsunfähigkeit-, Haftpflichtversicherung)
  • Kredite (Auto, etc.)
  • Mitgliedschaften & Abos (Fitnessstudio, Internet & Mobilfunk)
  • Vorauszahlungen beim Finanzamt
  • bei getrennt lebenden Elternteilen: Unterhaltszahlungen

In vielen Fällen hast du die Möglichkeit, aktive Verträge zu pausieren, um auf diesem Weg deine laufenden Kosten zu reduzieren. Nichtsdestotrotz solltest du vor einer längeren Auszeit über finanzielle Mittel verfügen, um diese sorgenfrei überstehen zu können.

Meine Faustregel: Notiere dir deine monatlichen Ausgaben in einer App oder Excel-Tabelle, um ein Gefühl für die Summen zu bekommen. Schlage anschließend noch einmal 20 Prozent Puffer drauf, um auf der sicheren Seite zu sein. Oft werden Versicherungen oder Abonnements quartalsweise oder gar jährlich abgebucht. In vielen Fitnessstudios beispielsweise kommt eine halbjährliche Trainer- und Servicepauschale hinzu.

Beispiel: Martin möchte für vier Monate Deutschland verlassen. Seine monatlichen Fixkosten konnte er auf 1600 Euro reduzieren. Somit benötigt er zur Deckelung 6400 Euro. Mit einem Puffer von 20 Prozent kommt er auf Rücklagen in Höhe von 7680 Euro. In diesem Beispiel würde ich auf 8000 aufrunden - das tut nicht weh, gibt aber mehr Sicherheit.

Mehr Lesefutter zum Thema Finanzen? Im Artikel Webdesigner & Finanzen: So wirtschaftest du profitabel gebe ich viele hilfreiche Tipps damit du wieder langfristig schwarze Zahlen schreibst.

Selbstverständlich solltest du auch deine Aktivitäten in deine Finanzpläne mit einbeziehen, denn diese können schnell große Löcher ins Konto reißen. Planst du beispielsweise eine längere Reise, solltest du auf alle Eventualitäten vorbereitet sein. Die Preise für nahezu alle Flugreisen sind in den vergangenen Monaten explodiert und selbst beliebte Reiseziele in Südostasien knöpfen ihren Touristen immer mehr Geld ab.

Aus eigener Erfahrung kann ich dir sagen: Buche deine gesamte Reise nicht in Deutschland. Du wirst dich ärgern, wenn du einen Ort verlassen musst, weil der restliche Reiseverlauf davon abhängig ist. Gerade unterwegs lernen wir so häufig interessante Menschen kennen, die wir ungern hinter uns lassen. Auch wenn Spontanität ein wenig teuerer ist, so ist die volle Flexibilität mir den Aufpreis wert.

Hab einen Plan B in der Hinterhand

Bevor du dich in deine wohlverdiente Auszeit verabschiedest, solltest du dir ernsthafte Gedanken über einen Plan B machen. Es kann jederzeit etwas passieren, worauf wir selbst keinen Einfluss haben. Und natürlich ist das auch das Finanzielle ein Faktor, den du niemals unterschätzen solltest. In meiner Zeit als digitaler Nomade habe ich viele Menschen kennengelernt, die ihre Reisen oder gar Sabbaticals abbrechen mussten, weil ihnen das Geld ausgegangen ist.

Da fehlende Geldmittel der häufigste Grund für eine Unterbrechung sind, möchte ich mich in diesem Abschnitt hauptsächlich darauf fokussieren und entsprechende Lösungen finden. Bist du also unterwegs und merkst, dass das Guthaben auf deinem Konto immer weiter dahinschmilzt, solltest du folgende Optionen in Betracht ziehen:

  • du steigst in einem kleinen Zeitrahmen wieder ins Tagesgeschäft ein, beispielsweise halbtags
  • du engagierst einen Freelancer, der sich in deinem Namen um deine Projekte kümmert, welche du dann abrechnest
  • du unterbrichst deine Reiseaktivitäten und bleibst an einem Ort, welcher dir sowohl gefällt als auch mit günstigen Lebenshaltungskosten lockt (Thailand, Malaysia, Vietnam, etc.)
  • du gibst für ein paar Wochen Vollgas und verdienst in dieser Zeit Geld, damit du deine Auszeit problemlos fortsetzen kannst

In einer Facebook-Community fragte ich die Mitglieder um ihre Ersatzpläne für den Fall der Fälle. Folgendes Feedback habe ich daraufhin erhalten:

"Mir war von Anfang an klar, dass ich meine Weltreise nicht mit bestehenden Mitteln durchziehen kann. Daher arbeitete ich von Beginn an für ein paar Stunden täglich als Grafikdesignerin. Dadurch kam regelmäßig frisches Geld rein, wovon ich sehr gut leben konnte."

"Ich war von 2017 bis 2020 über drei Jahre unterwegs und habe die ersten eineinhalb Jahre von meinem Ersparten gelebt. Diese Zeit habe ich genutzt, um viel über mich zu erfahren. Als dann langsam Ebbe auf dem Konto einging, fing ich an, Kundenaufträge anzunehmen. Ich bin Webdesigner und entdeckte während meiner Zeit im Ausland die Liebe zur Fotografie. Ich konnte mit beiden Dienstleistungen Geld verdienen, habe häufig deutsche Touristen fotografiert und private Stadtrundfahrten angeboten."

"Mein Plan A war: wenig Geld ausgeben. Mein Plan B war: noch weniger Geld ausgeben! Ich lebe ziemlich sparsam und komme mit wenigen Hundert Euro im Monat über die Runden. Habe ein Jahr in Sri Lanka verbracht und dort bei Freunden und in günstigen Hostels übernachtet. Ich brauchte nie mehr als 200 Euro im Monat."

"Das klingt jetzt vielleicht dreist, aber ich wollte im schlimmsten Fall einfach Geld über eine Crowdfunding-Kampagne sammeln. Freunde und Familie hätten meine Reise dann finanzieren können. So weit kam es jedoch nicht, da ich gut mit meinem Geld ausgekommen bin."

Back to work: Dein Wiedereinstieg

Auch die schönste Auszeit geht einmal zu Ende. Als Arbeitnehmer im Angestelltenverhältnis (28 Tage Urlaub im Jahr) bin ich häufig drei Wochen am Stück nach Asien geflogen. Bereits nach zwei Wochen hatte ich diesen Stein im Magen und ich konnte die verbleibenden Tage kaum noch richtig genießen. Vielmehr war ich schon beim Kofferpacken, auf dem Weg zum Flughafen und vollkommen übermüdet im Zug nach Hause. Vielleicht ist dir dies auch bereits passiert.

Nutzt du ein Sabbatical, um für ein Jahr die Welt zu bereisen, wirst du dich spätestens einen Monat vor der Rückkehr mit solchen Gedanken auseinandersetzen. Das ist völlig normal, denn unser Verstand denkt häufig in Etappen. Wird die Liste der anstehenden Highlights immer kürzer, werden wir wehmütig. Als Freelancer hast du hoffentlich einen Job, der dich vollkommen erfüllt, sodass du dich zu 100 % auf deine Arbeit freust.

Auch wenn dies so sein sollte, rate ich dir von einem abrupten Wiedereinstieg ins Arbeitsleben ab. Heute noch im Ruhemodus, kann uns ein Kaltstart auf 100 schnell in psychische Probleme führen. Vor allem dann, wenn andere Menschen uns etwas madigmachen wollen und wir diesen eine zu große Plattform geben. Daher mein Rat an dich: Gehe es langsam an! Wir sind selbstständig geworden, um unsere eigenen Spielregeln zu etablieren.

Bei einer längeren Auszeit empfehle ich, mit wenigen Stunden in der Woche einzusteigen. Das kannst du sogar problemlos während deiner Reise machen. Langsam steigerst du dein Arbeitspensum, Vollgas gibst du aber erst wieder zu Hause. Die letzte Zeit unterwegs solltest du genießen und dich nicht mit zu engen Deadlines herumschlagen. Weiterer Vorteil dieser Methode: Wenn du in deinen eigenen vier Wänden dein Mailprogramm öffnest, sind alle E-Mails bereits gelesen und hoffentlich beantwortet.

Nehme dir auch nach deiner Rückkehr ins Arbeitsleben Zeit für Rituale, die du während deiner Auszeit vielleicht aufgebaut hast.

Fazit

Ist eine Auszeit als Freelancer möglich? Definitiv! Und ich bin mir sicher, wenn der Grund für deine geplante Pause ein positiver ist, wirst du eine verdammt tolle Zeit haben. Die Planung dahinter sollte jedoch von A bis Z stimmen. Dazu gehören sowohl die Finanzielle als auch die Kommunikative Abstimmung. Finde erst einmal das "Warum?" hinter deinen Ausstiegsgedanken, um die freie Zeit optimal nutzen zu können.

Finde heraus, wie lange du gerne frei machen möchtest und errechne einen Finanzplan, um böse Überraschungen zu vermeiden. Mit deinen Kunden gehst du bereits früh in den Dialog, aktive Projekte schließt du selbstverständlich im Vorfeld ab.

Klingt gar nicht so kompliziert oder? Ist es auch nicht! Berücksichtigst du all meine Tipps, wirst du ein tolles Sabbatical und einen sanften Wiedereinstieg ins Arbeitsleben hinlegen. Du bist noch auf der Suche nach der richtigen Location für deine Auszeit? In meinem Artikel Als Webdesigner remote arbeiten: Die besten Hotspots gebe ich reichlich Tipps!

Steve von wyreframe
Webdesigner
* Um den Lesefluss nicht zu beeinträchtigen wird zwar nur die männliche Form genannt, stets aber die weibliche Form gleichermaßen mitgemeint. Menschen jeglichen Geschlechts sind mir als Leser*innen herzlich willkommen 🌈❤️

Ähnliche Artikel

Dir gefällt was du siehst?

Du möchtest in eine neue Website investieren und bist auf der Suche nach einem professionellen Webdesigner? Lass uns unverbindlich über deine Probleme, Wünsche und Projektziele reden. Sende mir einfach eine Projektanfrage und wir gehen es an!